Nicolas Rimoldi inszeniert in der Öffentlichkeit den Schulterschluss mit Rechts-Aussen-Parteien und Faschisten. Der Chef der Verschwörungsideologischen neokonservativen Bewegung „Massvoll“ zeigte sich am 14. August 2023 öffentlich in der Stadt Zürich mit Vertretern der Schwurbel-Partei Aufrecht Schweiz, christlichen Fundamentalisten der EDU und der ultrarechten Kleinstpartei Schweizer Demokraten. Dabei soll politische Einigkeit im Wahlkampf gezeigt werden. Mit dabei am Pressetermin mit Daniel Stricker waren aber auch mindestens zwei Vertreter der rechtsextremen, faschistischen Gruppierung Junge Tat. Ihr bekanntestes Gesicht, Manuel Corchia, hatte eine Kamera dabei und war augenscheinlich für das offizielle Foto der Medienmitteilung über die Listenverbindung, welches nachher an die Presse verschickt wurde, zuständig. Tobias Lingg war beim anschliessenden gemeinsamen sitzen im Café Central zu sehen.
Neues Steckenpferd “Remigration”?
Corchia und Lingg hatten vor 2 Wochen zusammen mit Rimoldi in Wien an einer rechtsextremen Demonstration unter dem Motto “Remigration” teilgenommen. Der selbsternannte Bürgerrechtler Rimoldi interessierte sich in Wien nicht mehr für Grundrechte, denn dort demonstrierte er mit seinen Schweizer Nazi-Freunden für die Abschiebung aller „kulturfremden“ Menschen. Das ist nicht nur die typische, altbekannte, eindeutig rassistische und rechtsextreme Ausländer-raus-Forderung, es ist vor allem eine Forderung, die massiv gegen die Verfassung und vor allem auch gegen die Grund- und Bürgerrechte verstösst. Rimoldi kann da, typisch Schwurbler, natürlich nichts Rechtsextremes erkennen. Seine kaum vorhandenes abstreiten und das ständige annähern an Rechtsextreme und ihre Inhalte hat einen Grund: Rimoldi steht mit dem Rücken zur Wand. Selbst im kläglichen Rest der Schwurbelbewegung traut man dem Sprücheklopfer nicht mehr über den Weg. Für Rimoldi scheint klar zu sein, dass man mit dem Thema Corona und dem blossen Einfordern persönlicher Bequemlichkeiten letztlich nicht weiterkommt, selbst wenn man das knapp noch als Bürgerrechtsbewegung verkaufen kann. Mag sein, dass die konservativen Parteitölpel von „Aufrecht“, EDU und „Schweizerdemokraten“ Rimoldi das Gerede von der geeinten Schwurbelbewegung noch abkaufen, aber während die sich öffentlich mit ihm ablichten lassen, hat sich Rimoldi wahrscheinlich schon längst von Bürgerrechten und Verfassung verabschiedet. Sein Weg führt öffentlich, für alle sichtbar, direkt in den braunen Sumpf.
Prophetische Antifa?
Genau dieses Resultat einer rechtsoffenen Bewegung wurde von Antifaschist*innen immer vorhergesagt. Der rechte Schwurbelrest ist für Rimoldi nur noch Manövriermasse, um sich für die Wahlen rechts der SVP zu positionieren. Während die alten Figuren, von Rimoldi an der Leine gehalten, treu in die Kamera grinsen, sind im Hintergrund schon jene rechtsextremen Gestalten zu sehen, um die es Rimoldi wirklich geht. Mag sein, dass es vor den Wahlen noch bürgerlich aussieht, aber nach den Wahlen wird sich schnell zeigen, dass man mit Massvoll keine Vertreter einer Bürgerrechtsbewegung gewählt hat.
Wir danken dem Youtube-Starlet Daniel Stricker für das Youtube-Video mit tiefem Einblick.
Für alle, die sich das unerträgliche Gelaber nicht antun möchten:
Jean-Marc Brechbühler, bekannt unter dem Pseudonym “Jean-Marc König” oder “Attila der Kluge”:
Jean-Marc wohnt an der Ringstrasse 1 in 8107 Buchs ZH, und ist Teileigentümer des “White Lotus Beauty” an der Schwamendingenstrasse 18 in 8050 Zürich.
Der Mann, der in seinem bekannten Schwurbel-Telegram-Kanal gegen Impfungen, Migration und LGBT-Menschen hetzt und den Holocaust relativiert, hat sich länger erfolgreich hinter einem Pseudonym versteckt. Jetzt ist das aber vorbei.
Immer wieder hat Jean-Marc aus der vermeintlichen Anonymität heraus Journalist:innen, Politiker:innen, Aktivist:innen und andere bedroht und aufs übelste beleidigt. Jetzt können Betroffene dagegen vorgehen.
Zuletzt fiel Jean-Marc negativ auf, indem er zu einer unbewilligten Aktion gegen die Drag-Queen Story Time in Örlikon aufrief. Dabei behauptete er, diese harmlose Veranstaltung für mehr Vielfalt und Toleranz würde die traditionelle Familie zerstören und Pornographie mit Kindern fördern.
Er verbreitet ausserdem auf seinem Kanal die antisemitische Legende der Migrationswaffe gegen westliche Länder. Diese Verschwörungserzählung beinhaltet die Idee, dass (jüdische) Eliten gezielt Katastrophen auslösen würden, damit Menschen aus anderen Kulturen nach Westeuropa flüchten und somit die westeuropäische Kultur (und Rasse) eliminiert wird.
Obwohl all diese Behauptungen abstrus und widerwärtig sind, und jeder Person sofort sauer aufstossen sollten, verbreiten sich solche Erzählungen dank Menschen wie Jean-Marc immer weiter.
Jean-Marc, der seit neustem als Anzeigebild auf Telegram das “It´s OK to be White”/White-Power Symbol hat, sollte aufhören solche Märchen im Internet zu verbreiten.
Wir sehen alles, wir hören alles, wir zeigen auf jede*n.
Unter dem Namen «Freedom Festival» wird in Schwurbelkanälen eine Veranstaltung vom 18. bis 20. August 2023 im Schwand 18, Münsingen BE beworben. Das öffentliche Programm zählt, stand Mai, lediglich 6 Bands aus der verschwörungsideologischen Subkultur. Organisiert wird das Fest aber von einem undurchsichtigen Netzwerk aus neurechten Thinktanks mit auffälligen Verbindungen ins Ausland: Vorläufer-Events in Österreich und der Schweiz deuten auf einen gezielten, politischen Indoktrinationsversuch hin.
Der Crash-Prophet und sein Lakai
Organisiert wird das «Freedom Festival» vom Verein «Free Economic Forum» (FEF) Der Präsident ist Benjamin Mudlack. Der deutsche Wirtschaftsinformatiker ist in Deutschland bereits bekannt als Vorstand der Frankfurter «Atlas Initiative». Das FEF ist offensichtlich ein Tochterverein (1) dieser «Atlas Initiative». Die «Atlas Initiative» wird von Markus Krall geführt. Dieser trat auch schon an Veranstaltungen des FEF auf, sowie bei Veranstaltungen von Aufrecht Schweiz (2). Der AfD-nahe Krall fordert unter anderem, dass Arbeitslosen das Wahlrecht entzogen werden soll.
Sein primäres Geschäftsmodell bestand bis vor kurzem darin, mit einer Firma namens Degussa Goldhandel GmbH Ängste vor einem nahenden Bankencrash zu schüren, um danach mit dem Verkauf der eigenen Produkte (Gold, Silber und andere Edelmetalle) grössere Profit zu erzielen. (3) Diese Strategie der Abzocke war äusserst erfolgreich. Trotzdem wurde Krall, womöglich wegen seinem politischen Wirken, im November 22 plötzlich von Degussa entlassen.
Mit seiner «Atlas Initiative» verbreitet er rechtslibertäre Ideologien, stellt sich also gegen «politische Korrektheit», gegen Einwanderung, gegen den Feminismus, Klimaschutz, und generell gegen den Staat. 2020 publizierte er das Buch «Die Bürgerliche Revolution» in dem er die Wiederherstellung der Monarchie in Deutschland fordert. Die Reichsbürger um Prinz Reuss, deren geplanter Putsch im Dezember 22 aufflog, wollten Krall offenbar als Finanzminister in ihrem Schattenkabinett haben. Gemäss Zeit Online hat er sich auch mindestens einmal mit Vertreter*innen der Gruppe getroffen. (4)
Seine rechte Hand, Benjamin Mudlack, betreibt augenscheinlich die Schweizer Version der Atlas Initiative: das Free Economic Forum.
Der Russische Blockchain-Agent und sein Gold
Am 30. September und 1. Oktober 2022 fand das erste «Annual Meeting» des Free Economic Forums im Schloss Schauensee in der Innerschweiz statt. Der Haupsponsor: die «Free Cities Foundation», welche im globalen Süden Steueroasen und neokolonialismus betreibt. Ihr Ziel ist die Aushölung des Staats durch das errichten von kapitalistischen Parallelstrukturen, die als Städte oder Gemeinden organisiert werden sollen. Im engen Kreis wurde über die Möglichkeiten einer solchen «Free City», alternativ bei ihnen auch «Smart City» genannt, in der Schweiz diskutiert.
Einer der Gäste, sowie Mitglied der Free Cities Foundation, war der Deutsch-Schweizer Rechtsanwalt Karl Eckstein. Er bewarb dort sein Start-Up mit Sitz in Lichtenstein, die «Tresor-Token-AG». Die Idee: eine von Gold gedeckte Blockchain. So fluktuiert der Wert nicht, die Anlage ist sicher – so der Werbespruch. Karl Eckstein kennt sich aus: 2017 stellte er am Russischen «Forum Friends of Crimea», welches die Annektierung der Krim durch Russland befürwortet, die Idee einer Krim’schen Kryptowährung vor, um Sanktionen anderer Staaten gegen Russland zu umgehen. (5)
Seit Juni 2007 ist Eckstein Ehrenkonsul von Russland in der Schweiz: 6 Monate zuvor war er in einen mysteriösen Vorfall verwickelt: Luzius Wildhaber, der damalige Präsident der Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte musste nach einer Russlandreise und einem gemeinsamen Abendessen mit Eckstein sowie russischen Offizieren mit schweren Vergiftungserscheinungen ins Spital eingeliefert werden. Wildhaber überlebte, war aber einen Monat lang arbeitsunfähig. Er hatte zuvor Russlands Verhalten Tschetschenien gegenüber scharf kritisiert. (6) Ecksteins Rolle im Anschlag wurde nie untersucht.
Die nach Korruption aussehenden Geschäfte gehen noch weiter: Woher kauft Eckstein das Gold, welches angeblich seine Kryptowährung deckt? Dafür bräuchte er grosse Mengen an Gold und diese werden von Banken nicht einfach so veräussert. An der selben Adresse in Rorschach, SG, wie die Anwaltskanzlei von Eckstein, ist ein Unternehmen gemeldet: Atlantis Group AG (7). Deren Hauptzweck: der Handel mit Edelmetallen. Mitgründer im Firmenregister: Vladimir Rudenko, russischer Staatsbürger. Ob das Gold schliesslich wirklich in einem Bunker in Lichtenstein existiert oder nicht: so hätte Eckstein zumindest die Möglichkeit, Edelmetall in grossen Mengen aus Russland zu erwerben. Nach seinen engen Beziehungen zum russischen Staat wird der Kauf möglicherweise auch zum Freundschaftspreis erfolgen.
Diese Vermischung zwischen Geschäft und Politik hat er mit Markus Krall gemeinsam.
Klimpern und die Revolution planen
Oliver Grassauer, Österreichischer Liedermacher, ist wohl der grösste Drahtzieher hinter der neuen Form des Festivals. Er ist einer der Köpfe hinter dem «Neues Denknetzwerk Österreich», ein weiterer rechter Thinktank: Pro Bitcoin, Anti Staat, pro deutschsprachige Kultur. Er unterzeichnete den Geschäftsbericht 2022 der «Free Economic Foundation». 2022 organisierte er mit seinem Verein «NDÖ» das «Mindfulness Festival» in Niederösterreich. Nicht nur sieht der Lageplan identisch aus wie der des «Freedom Festivals», auch das Geschäftsmodell ist identisch: Ein paar musikalische Acts aus der Verschwörungsideologischen lokalen Szene, rechte Indoktrination bei der «Podiumsdiskussion», Stände für die vielen Abzocker-Startups und Ticketpreise die es in sich haben. Fertig ist der Event, bei dem man nur gewinnen kann. Die Schweizer Ausgabe dieses Geschäftsmodells findet diesen Herbst auf dem Biohof Schwand der Familie Siegenthaler statt, der seit längerem in finanziellen Schwierigkeiten steckt.
Der Rest vom Zirkus
Die übrigen Verdächtigen der verschwörungsideologischen Szene in der Schweiz wollen sich so eine Möglichkeit natürlich auch nicht entgehen lassen. Auf der Liste der Sponsoren stehen die Freiheitstrychler sowie der JSVP-Schwurbelverbund «Team Freiheit» und natürlich die Libertäre Partei. Bei den Ausstellenden ist die Reichsbürger-Gruppe «Graswurzle» dabei, sowie das ungeimpfte Datingportal «Conscious Love». Bei den Teilnehmenden der Podiumsdiskussionen wimmelt es von bekannten Gesichtern: Prisca Würgler, die Gründerin und Chefin von Graswurzle, Georg della Pietra, Gründer von Safeblood, eine Organisation, die vergeblich versucht ungeimpftes Blut zu vertreiben, Josef Ender vom Aktionsbündnis Urkantone und viele mehr.
«Konservative Revolution» und Pro-russische «Neutralität»
Freiheit, Neutralität und Selbstbestimmung. Das sind die Schlagworte mit denen rechte Schwurbler und Neokonservative nicht erst seit der Pandemie ihre völkisch-nationalistische Agenda rechtfertigen.
Um Neutralität geht es dabei aber sicher nicht. Vielmehr zeigt sich, dass von rechts ein gezielter Versuch unternommen wird, ausländische autoritäre Interessen in der Schweiz durchzusetzen. Dafür schliessen sich Schweizer Vereine vermehrt mit Internationalen neokonservativen Kräften zusammen. Vordergründig gibt man vor, im Ukraine-Konflikt neutral sein zu wollen. In Wirklichkeit arbeitet man eng mit russischen Staatsagenten zusammen, um die Schweizer Bevölkerung gezielt zu manipulieren. In Schwurbel-Foren herrscht eine einseitige, pro-russische Stimmung, welche nicht wirklich auf jene neutrale Gesinnung schliessen lässt, die sonst lautstark im Schwurbelumfeld eingefordert wird.
Gleichzeitig werden diese internationalen rechten Seilschaften dazu genutzt, einen konservativen Umsturz der Schweizer Rechtsordnung zu planen. Da auf demokratischem Weg im Moment kaum Mehrheiten für einen regressiven Umsturz der Schweiz zu erreichen sind, wenden sich immer mehr rechte Scharfmacher ausländischen Akteuren zu, um ihre Ziele von aussen durchzudrücken. Vordergründig gibt man vor, sich für die nationale Unabhängigkeit einzusetzen. In Wirklichkeit aber organisiert man die gezielte Einwirkung ausländischer Kräfte. Gerne fordert man auch Grundrechte ein und gibt sich dabei als Bürgerrechtsbewegung aus. Wenn es dann aber darum geht, die eigene rückständige Politik der Bevölkerung auzuzwingen, arbeitet man offen mit ausländischen Rechtsextremen zusammen, welche, sollten sie an die Macht kommen, Minderheiten ihre Grundrechte sofort entziehen würden.
1) Neben den überschneidenden Vorständen werden gemäss Statuten des FEF bei Auflösung des Vereins alle Akten des FEF der Atlas Initiative übergeben.
Eine kleinbürgerlichen politischen Bewegung wie sie seit der Corona-Pandemie existiert, zeigt häufig den Effekt, dass sich alle gegenseitig mit verschiedenen Schneeballsystemen betrügen. Dieser profitorientierte Teil der Schwurbelbewegung ist im letzten Jahr stark gewachsen und bestimmt jetzt die Themen und Orientierung der Bewegung total. Die Menge an Angeboten ist enorm und unübersichtlich.
Über durch anhaltendes Geschwurbel aufgebautes Misstrauen und Missgunst gegenüber Institutionen, werden Schwurbler perfide dazu gebracht, sich von ihrem Geld zu trennen, während gleichzeitig Arglosigkeit gegenüber Esoterischen Wunderheiler*innen und Quacksalbern gefördert wird. Leider funktioniert die Angstmacherei hervorragend, und etliche Millionen werden so von Coaches, Lebensberatungen, Quantenheiler*innen usw. eingesteckt. Allein in der Schweiz wurde im Jahr 2018 300 Millionen Franken für Alternative Medizinprodukte(1) ausgegeben. Es ist anzunehmen, dass sich diese Zahl seither nach oben verschoben hat.
“Kommerz”, die Schweizer Version der Reichsbürger
In den frühen Phasen der Pandemie wurde vor allem mit betrügerischen Gesundheitsangeboten Geld gescheffelt. Ergänzend hinzu kommt jetzt das ebenfalls profitable Themenfeld: “Kommerz”. Kommerz ist das Wort, mit dem rechte Staatsverweigerer ihre Abkehr von der Demokratie legitimieren.
Konkret geht das so: Die Schweiz (Und alle Nationalstaaten) sind in Wahrheit Firmen, die keinen rechtmässigen Anspruch auf Steuererhebung, Rechtssprechung und Betreibungen haben. Gesetze kommen nur von Gott (vorzugsweise handelt es sich hier um einen christlichen, konservativen Gott, der sich an Schwurbelinhalten orientiert), alles andere ist Amtsanmassung. Bei diesen Ideologien gibt es unzählige Abstufungen und Detail-Unterschiede aber im Kern geht es praktisch allen um ein fundamentalistisch-idealistisches Weltbild, welches in extremen Varianten in ein feudalistisches Mittelalter zurückkehren möchte.
Diese Ideologie verbreitet sich rasant unter den Schwurbler*innen. Es werden Kurse angeboten, die viele Hundert Franken als “Energieausgleich” verlangen. In diesen Kursen wird den Leuten beigebracht, wie sie sich vermeintlich vor der SERAFE, vor Steuern oder Bussen schützen können. Diese Methoden funktionieren nicht, und die Menschen kommen so finanziell in starke Bedrängnis.
Gewaltmonopol
Polizei, Staatsanwaltschaft und Betreibungsämter zeigen sich von selbstgebastelten Ausweisen und herbeigeschwurbelten Gesetzen völlig unbeeindruckt und sie tun einfach all das, was sie sonst auch tun, wenn Menschen ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können oder wollen. Das Gewaltmonopol eines kapitalistischen Staates, lässt sich weder mit idealistischen Schwurbel-Gedanken noch mit kreativen Interpretationen seiner Gesetze abschaffen. Am Ende stehen die Leute alleine da und von all den gewieften Tricks der Schwurbel-Coaches bleibt rein gar nichts übrig.
Urig und Graswurzle
Im Verlauf der Corona-Pandemie wurden einige Vereine gegründet, die sich heute hauptsächlich mit diesen neuen Themen beschäftigen. Ein Grund dafür ist, dass viele ihrer Mitglieder durch ihre politischen Aktivitäten während der Pandemie einige Bussen angesammelt haben. Diese Bussen wollen sie jetzt natürlich nicht zahlen, aus Prinzip oder aus Geldmangel. So sind sie auf der Suche nach einem Ausweg, und ein neues Schwurbelthema kommt auch gelegen, denn mit Corona-Mimimi erreicht man einfach niemanden mehr.
Eine Art Über-Verein ist Urig, der über 20 unabhängige Ortsgruppen, fast ausschliesslich in der Deutschschweiz umfasst
Urig als Verein gibt sich über Vereinszweck und Inhalte vordergründig bedeckt – sieht man sich aber ihre Veranstaltungen an, werden schwerpunktmässig Dinge im “Kommerz” Bereich behandelt.
Urig schweigt lieber auch über Mitgliedschaften, Vereinsstruktur und Treffpunkte. Einer, der aber relativ öffentlich auftritt ist André Cicero Mörgeli aus Langnau am Albis (ZH). Er ist der Präsident von Urig Maschwanden (ZH), Unternehmer und Architekt. Er nennt sich auch selber Freiherr André von Funkhof.
Das Vereinslokal von Urig ist der Funkhof an der Grischheistrasse 2. Dieser alte Bauernhof wird vom Innenarchitekt André umgebaut, mit dem Ziel ein grosses, Luxuriöses “Kommerz”-Eventlokal zu erstellen. Bis es aber soweit ist, finden die Events in Affoltern am Albis statt, und zwar im ehemaligen Architekturbüro von André. (2)
Common Law Academy
Dort hält die von ihm organisierte “Common Law Academy” ihre Schulungen über “Mensch vs. Person” ab, aber auch Vorträge zum Thema Germanische Medizin(3) finden dort statt. Die Germanische “Medizin” heisst nicht so , weil sie germanisch ist, sondern um sich von der “jüdischen” Schulmedizin abzugrenzen, wobei dann auch klar wird, aus welcher dunklen, braunen Ecke sie kommt. Die Anlässe werden ohne Adresse beworben, wahrscheinlich wegen dem explosiv-reaktionären Stoff der dort besprochen wird, denn antisemitische Inhalte sind rechtlich genauso bedenklich wie das Versprechen, Krebs ohne jede medizinische Behandlung zu heilen.
Wenn man alle Kurse besucht, die momentan auf der Website angeboten werden, so hat man 1200 Franken ausgegeben, und 4 Tage investiert um zu einem echten Mensch zu werden. Es werden auch sogenannte Ent-taufungen angeboten, ein Initiationsritual welches stark an Scientologen erinnert und auf Ideen von Rudolf Steiner basiert(4). Natürlich sind auch diese Anlässe nicht gratis, eine Ent-taufung kostet 250 Franken oder 7 Unzen Feinsilber. Der Shop-Teil der Website führt zudem direkt zu einem anonymen weiteren Webshop, auf dem man das verbotene und gefährliche MMS(5) kaufen kann, immerhin billig für nur 25 Franken für 60ml.
Ein kleiner Disclaimer(6) auf der Website lässt auch tief blicken: so sind die Kurse für “Männer und Weiber” bestimmt, und die Inhalte streng vertraulich. Bei den mittelalterlichen Staatsablehner*innen wird das Wort “Frau” nicht benutzt, da es zu modern ist. Nur ein weiterer Hinweis von vielen, dass es sich hier um eine zutiefst rückwärtsgerichtete, reaktionäre Ideologie handelt
Ausserdem wird betont, dass die Urheber der Kurse nicht haften für Schäden, die bei der Anwendung der Inhalte entstehen. Hier kann man schon erahnen dass die Betreiber der Website cla.ngo selber genau wissen, dass sie die Leute ins Messer der Staatsgewalt laufen lassen.
Verkaufen, Verkaufen, Verkaufen
Ausser André C. Mörgeli steht noch ein zweiter Mensch hinter der Common Law Academy: der bekannte Schwurbler und Business-Man Jean-Claude Greuter.
Er ist durch seine Verurteilung wegen Nötigung in finanzieller Schräglage und hat hier wohl Geld gerochen. Schon vor seinem Engagement bei der Common Law Academy hat er aber unzählige Schneeballsysteme und Betrügereien organisiert: Zuletzt mit “Dr” (Kein Doktor) Ludwig Reiser, mit dem er das Network-Marketing(7) unternehmen “Conscious World” gründete, welches sofort nach Markteintritt insolvent war. Er ist ein gutes Beispiel für den dreisten Themenwechsel, der hier von Gesundheit zu Staatsverweigerung gemacht wird. Nicht, dass die Abzocke mit der Wunderheilung nicht mehr funktioniert (das Geschäft läuft weiter, auch bei der CLA), aber es wird ergänzt durch “Kommerz”.
(1) Nicht jede Form von alternativer Medizin ist an sich betrügerisch! Auch Lebensberatungen etc. können natürlich positive Effekte haben. Einige der Angebote sind aber tatsächlich wirkungslos (z.B Homöopathie wirkt nachweislich nicht über den Plazebo-Effekt hinaus) oder sogar schädlich (z.B Chlordioxid).
(2) Im Winkel 5, Affoltern am Albis
(3) Germanische Medizin (Auch “Germanische Heilkunde”, GNM oder “Neue Medizin”) wurde 1981 von Ryke Geerd Hamer erfunden. Laut dieser Verschwörungstheorie sind alle Krankheiten durch innere Konflikte ausgelöst und können auch nur durch die Bewältigung dieser Konflikte geheilt werden. Die Existenz von Viren wird geleugnet, von Krebsbehandlungen wird abgeraten. Blickt man etwas tiefer sieht man auch explizit antisemitische Inhalte, die behaupten die gesamte moderne Medizin sei von Jüd*innen erfunden worden, um die weisse, deutsche Rasse auszulöschen. So ist diese Verschwörungstheorie sofort gefährlich für diejenigen, die sie anwenden. Sie ist aber auch inhaltlich gefährlich.
4) Angeblich werden unsere Re-Inkarnationen durch wiederholte Taufungen traumatisiert, geschädigt, und dem Teufel versprochen, da der Vatikan mit dem Teufel kooperiert. Durch Ent-taufung löst man sich von diesen alten Traumas sowie alten Seelen, und kann neu anfangen zu leben. Kurt Meier, der einzige, der in der Schweiz im grossen Stil diese Rituale anbietet, glaubt auch an die Q-Anon Verschwörungstheorien. Er bietet seine Rituale auch über CLA an.
5) “Magical Mineral Supplement” oder auch “Multiple Mineral Supplement” ist eine Chlordioxidlösung, die angeblich alle möglichen Krankheiten von HIV über Erkältungen bis zu Krebs heilen kann, und auch angeblich Dinge die keine Krankheiten sind, wie z.B Autismus zum verschwinden bringt. Im Deutschen Sprachraum wird dasselbe Produkt auch CDL genannt. Der Urheber dieser Idee heisst Jim Humble, ein Scientologe und Quacksalber. Chlordioxid ist eine stark ätzende und hochgiftige Verbindung, die schon vielen Menschen das Leben gekostet hat. Um Verbote zu umgehen wird MMS oft in ungemischtem Zustand zum selber mischen verkauft – bei der chemischen Reaktion zwischen NaClO2 und HCl entsteht ausser dem NaCl auch noch hochgiftiges Chlorgas. Niemand sollte dieses Produkt innerlich oder äusserlich anwenden und die Herstellung durch Laien ist äusserst unverantwortlich.
6) DISCLAIMER Der Inhalt der Kurse ist privat und streng vertraulich. Es ist eine Ehrensache, das Kursunterlagen nicht weitergegeben werden. Alles in diesen Kursen ist privat und nur für Männer und Weiber bestimmt. Diese Kurse sind keine Rechtsberatungen und/oder Steuerberatungen und ersetzen diese auch nicht für Personen und deren Verwalter. Die Urheber dieser Kurse übernehmen keine Haftung, die durch Schäden bei der Anwendung bzw. Nutzung der Kursinhalte entstehen. Die Urheber dieser Kurse beanspruchen weder die absolute Wahrheit für sich, noch sind sie unfehlbar. Alles was gesagt, geschrieben und gesprochen wird, geschieht in bestem Glauben und nach bestem Wissen und Gewissen. Falls Kursinhalte sich als unrichtig, unvollständig oder mißverständlich herausstellen sollten, so übernehmen die Urheber dieser Kurse keine Haftung, aber die volle Verantwortung, wie es sich für Männer und Weiber gehört.
7) Network Marketing bedeutet eine Unternehmensform in der Form einer Pyramide – Ein altbekanntes Abzocker-Modell. Geld wird nicht hauptsächlich durch den Verkauf von Produkten gemacht sondern indem jede Person mehrere weitere Personen rekrutiert, die dann eine grosse Einstiegssumme zahlen. Sie tun das, in der Hoffnung auf Einkommen später, was sich aber für 99% der Leute nie materialisieren wird. Ganz oben wird eine Person reich, und praktisch alle anderen bleiben unten in der Pyramide auf ihren Verlusten der hohen Anfangszahlung sitzen.
Eine Bewegung am Abgrund und der Friedensfallschirm:
Am 11.03 2023 hat die Schwurbel-Gruppe Massvoll zu einer “Friedenskundgebung” eingeladen. Für Massvoll Chef und Szene-Guru Nicolas A. Rimoldi, ist das Eis in letzter Zeit immer dünner geworden. Zwar ist Rimoldi der festen Überzeugung, für das Volk zu sein, das Volk will aber einfach nicht für ihn sein. Zwei verlorene Volksabstimmungen belegen das eindeutig, und mit Zwängerei kommt nun ein weiteres chancenloses Referendum gegen Massnahmen, welche nicht existieren, vors Volk. Die ehemalig grosse Bewegung hat sich mehrfach gespalten und massiv verkleinert.
Rimoldis Plan, sich aus der Krise zu befreien scheint jedoch klar zu sein. Ein Themenwechsel muss her, um die Schwurbel-Bewegung unter der Führung von Mass-voll wiederzubeleben. Das Thema „Frieden“ wurde von Neonazis in Deutschland schon erfolgreich für ihre sogenannten Mahnwachen benutzt, um neue Erfolgserlebnisse zu haben, warum also nicht auch in der Schweiz anfangen?
Siegessicher verkündete er nach der Kundgebung vom Samstag, an der etwa 1000 Leute anwesend waren, dass der 11.3 die Friedensbewegung in der Schweiz neu gegründet hätte. Selbstverständlich sieht er sich an der Spitze dieser angeblich neuen Bewegung. Schaut man sich die Teilnehmenden an, versteht man was er damit meint.
Neu Gegründete Friedensbewegung: Alter Wein in altem Schlauch
Generell war diese Friedensdemonstration ein Klassentreffen der Schwurbler*innen. Sie konnten wenige neue Menschen für ihren Putin-Fanclub gewinnen und blieben weitgehend unter sich. Auf der Bühne wurde genauso viel über Massnahmen wie über Frieden gesprochen. Besonders sichtbar war die gleichbleibende Kundschaft bei den Menschen, die Sicherheitsdienst an der Kundgebung leisteten.
Der Sicherheitsdienst an der Massvoll-Kundgebung wurde zur Ausnahme nicht ausschliesslich von einem alkoholisierten rechten Mob gewährleistet, sondern hauptsächlich von einem professionellen Sicherheitsdienst der Firma Titan Security aus Bern. Zusätzlich war aber auch der ehemalige, von rechtsextremen Figuren geprägte Schwurbel-Schlägertrupp “WG” vor Ort (wir haben hier darüber berichtet). Mit Rimoldis Friedensdemo sind auch sie wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Sie wirkten an dieser Veranstaltung so unprofessionell wie eh und je. Braucht es zur Polizei und der privaten Sicherheitsfirma dazu noch die WG, die mit ihrem dilettantischen und aggressiven Auftreten eigentlich vor allem Unsicherheit erzeugt? Die Antwort ist einfach: Nein.
Warum waren sie also dort? Einer der Hauptfiguren der Trychler-Security, der sonst ausschliesslich im gelben Westchen auftaucht war nun in vollem WG-Outfit. Andy Benz, der Markeninhaber der Freiheitstrychler, betrat zusammen mit Patrick Hurschler (WG) den Bundesplatz. Die Beteiligung der WG war also nicht zufällig und auch nicht spontan, sondern klar ein bewusster Teil der Organisierung. Wo sich die Freiheitstrychler in der Vergangenheit noch zumindest öffentlich von der WG distanzierten, scheuen sich heute offenbar nicht mehr, öffentlich mit bekannten rechten Gruppierungen gemeinsame Sache zu machen.
Maske Runter
Warum werden jetzt also Sinngemäss die Masken abgelegt? Der ganze Schwurbelrest ist seit dem Ende aller Coronamassnahmen nochmals deutlich nach rechts gerutscht. Gemässigte Schwurbler*innen, denen es wirklich um ihre KMU’s ging sind nun zurück in ebendiesen, abgeschreckt oder gelangweilt. Übrig bleiben diejenigen die Neonazis und ihre Vision einer Gesellschaft gut und aufregend finden. Das haben fast alle bemerkt und verhalten sich auch so: Die Freiheitstrychler*innen rufen gemeinsam an Kundgebungen Nazionalsozialistische Kampfrufe, wie am 11.03 geschehen <Link> und bekannte Gesichter aus der Schwurbelszene (wir haben hier berichtet) arbeiten mittlerweile offen mit Faschist*innen zusammen um rassistische Demos gegen Asylheime zu organisieren.
In so einem Umfeld kann sich nun auch die WG wieder blicken lassen. Dass Rimoldi dieses Treiben gutheisst, ist nicht überraschend denn er braucht den rechten Rand der Schwurbelbewegung um relevant zu bleiben, seine „Friedens“-Anlässe durchzuführen, und sich selbst als neuer Führer dieser neuen/alten Bewegung zu inszenieren. Die gemässigten Parteien und Vereine (sofern sie noch existieren) werden dagegen nichts unternehmen, denn wenn Rimoldi mit seinen rechtsextremen Seilschaften die Bewegung wiederbeleben kann, dann klingeln auch bei ihnen wieder die geschrumpften Vereinskassen.
Geldmacherei mit jedem Mittel
Eine der Aufgaben der „Männer WG“ war es, an der Friedensdemo Flyer der Gruppe „Grossalarm“ zu verteilen. Die Gruppe wird unter anderen von Stefan Pfister, dem auch die EDV-Firma „Pfister macht‘s richtig“ gehört, betrieben und versucht Unterstützer*innen zu mobilisieren, sollten Schwurbler*innen oder Reichsbürger*innen in Bedrängnis geraten. Offenbar verbünden sich jetzt auch Pfister und seine Firma mit rechtsextremen Schlägern um ihre politischen und finanziellen Ziele durchzusetzen. Spenden kann man bei grossalarm.ch unter anderem in Unzen Silber, eine beliebte Währung bei rechten Staatsverweigerer*innen.
Junge Tat, Junge SVP
Wie hier berichtet wurde waren auch Mitglieder der Jungen Tat vor Ort. Sie machten sich aber nicht mit Werbematerial bemerkbar: offenbar wollen sie zuerst abstecken ob sie an solchen Veranstaltungen weiterhin willkommen sind. Da sie sich ungestört in der Masse der rechten Schwurbler*innen bewegen konnten und gemäss dem Artikel sogar von der Jungen SVP, namentlich von Carla Anaba Olinga-Holtz der JSVP Dietikon (ZH) unterstützt wurden, werden wir sie sicher bald wieder an einer sogenannten Friedenskundgebung sehen.
Zum Abschluss möchten wir uns wieder bei Chrigi Rüegg, diesmal aber auch bei Remo Hollenstein und Roland Bauer sowie bei der WG selber für ihre flächendeckende Dokumentation der rechten Umtriebe an ihrer eigenen Kundgebung bedanken.
Unter dem Motto „Abschieben schafft Wohnraum“ trafen sich etwa 100 Personen aus dem rechten Schwurbier-Umfeld, darunter etwa 25 Trychler zusammen mit der rechtsextremen Gruppe „Junge Tat“.
Von der Gruppe Junge Tat waren Selina Dienemann (ehemalige Klimaaktivistin) und Manuel Corchia und einige enger verbundene Sympathisanten anwesend. Einen freundschaftlichen Kontakt hatte die faschistische Junge Tat zu Trychler-Schwurbler Max Gross. Die Junge Tat war gut in die Demo integriert. Offenbar scheint es für den rechten, übriggebliebenen Schwurbler-Rand kein Problem mehr zu sein, zusammen mit Faschist*innen offen aufzutreten. Früher haben sie die Anwesenheit von Faschist*innen noch als Presselüge und als gegen sie gerichtete Verschwörung bezeichnet.
Auch Nicolas Rimoldi war anwesend und lief der Jungen Tat jetzt auch unbekümmert hinterher. Ausserdem vor Ort war der Wetziker SVP-Parlamentarier und Präsident der SVP-Wetzikon Rolf Müri.
Für die Sicherheit zuständig war ein Schwurbler, der auch an der Friedensdemo in Zürich am 25.02.23 anwesend war. Ebenfalls mit einer Sicherheitsweste ausgerüstet war Stefan Pfister, von der Initiative „Grossalarm“, ein Projekt welches unter anderem Schwurbel-Querulanten und Reichsbürger unterstützt, die Ärger mit den Behörden haben. Stefan Pfister gehört die Informatik-Firma „Pfister machts richtig“.
Auch die Organisatorin von stilles Stehen Kirchberg BE, Lilly Anselmetti, die enge Kontakte zu Neonazi und Hammerskin Adrian Segessenmann pflegt, war vor Ort. Segessenmann hat unter anderem Veranstaltungen von Stilles Stehen Kirchberg unterstützt und auch eine Buchbesprechung zusammen mit stilles Stehen Kirchberg BE geleitet. Auch hier scheint es selbst zu offen auftretenden Nationalsozialisten keine Berührungsängste zu geben.
Zum Abschluss möchten wir uns bei Chrigi Rüegg und den Journalist*innen von 20min für ihre hervorragende Bilder-Dokumentation des Anlasses bedanken.
Recherchen legen direkte Verbindungen der Freiheitstrychler mit der “Jungen Tat” offen. Die identifizierte Person verkehrt in linken subkulturellen Räumen: Die Gefahren von Verschwörungsmythen und braunen Mischszenen werden offensichtlich.
++Reaktionäre Schlägertrupps, rechtsextreme Mitläufer, Faschist*innen in den eigenen Reihen, Nazipropaganda, Gewalt und Drohungen.++
Der unbeschwerte Sommer neigt sich dem Ende zu, und damit tauchen sie wieder auf: Die selbsternannten Massnahmengegner*innen. Für den 29. August ist in Schwyz eine Kundgebung geplant, welche die Aufarbeitung der Corona-Massnahmen fordert. Die Kundgebung wird organisiert von den Überresten der Massnahmenablehnenden Szene – Das “Aktionsbündnis Urkantone” unter Josef Ender und Andy Benz’s Freiheitstrychler sowie das “Lehrernetzwerk Schweiz”. Diejenigen also, die bis jetzt eine halbwegs saubere Weste durch den braunen Sumpf der Coronaleugner*innen retten konnten.
Nun wollen wir einen Beitrag zu dieser Aufarbeitung leisten, und schauen uns an was diese Mitorganisator*innen im Winter so getrieben haben.
Abstreiten, Herunterspielen, Umdrehen
Die Organisator*innen dieser Kundgebung in Schwyz wollen eine politisch neutrale Bürgerrechtsbewegung sein, welche sich für die Freiheit der Schweizer einsetzt. Trotz Füdlibürger-Patriotismus und Bünzli-Stammtischheldentum gibt es in der Bewegung gar kein extrem rechtes Gedankengut oder Nazis, hört man z.B die Trychler*innen immer wieder sagen, alles sei nur eine Erfindung der Lügenpresse.
Für die eingetragene Marke «Freiheitstrychler» und für den Spendentopf, den man in der Bewegung ständig herumreicht, wäre es tatsächlich schlecht, wenn sie eindeutige Kontakte zu Nazis hätten. Bei einem Punkt haben die Trychler*innen nämlich Recht, die Bewegung besteht nicht nur aus Rechtsextremen. Solange sie direkte Kontakte halbwegs abstreiten können, funktioniert der Schenkungsfluss einwandfrei. Jene Nazis, rechte Gestalten und reaktionäre Schläger, die man an den Massnahmen-Demos findet, bewegen sich jedoch häufig im Dunstkreis der Freiheitstrychler. Wir und andere haben bereits ausführlich darüber berichtet. Völlig unglaubwürdig wird die «wir sehen keine Nazis»- Geschichte aber dann, wenn sogar feste Mitglieder der Freiheitstrychler Nazi- und SS-Embleme auf Telegram teilen, mit bekannten Faschisten offen zusammenarbeiten und in den sozialen Medien politische Gegner und Journalisten bedrohen. Wir haben ebenfalls schon darüber berichtet. (hier)
Die Reaktion auf solche Berichte war bis jetzt betretenes Schweigen, stilles Verschwinden der betroffenen Personen, oder Verharmlosungen. Eine neue Strategie kam später dazu: aggressives Vorzeigen von Menschen aus ehemaligen linken Subkulturen, welche sich selbst als antifaschistisch beschrieben. Damit verfolgte z.B die Vloggerin Nicole Hammer (Mit ihrem Kanal “Wissensgeist” auch an der Organisation der Kundgebung in Schwyz beteiligt) das Ziel, die Bürgerrechtsbewegung als völlig unproblematisch darzustellen.
Man ist, was man tut.
Die Problematik und Gefahr von verschwörungsaffinen Mischszenen wurde schon viel diskutiert: Wir wollen an einem praktischen Beispiel aufzeigen, dass eine Anwesenheit in links-subkulturellen Räumen nicht in jedem Fall vor einer Radikalisierung nach rechts schützt. Die sehr engagierte Freiheitstrychlerin Nadia Kristina de la Vega, die in Jonen AG wohnt hat an vielen Demonstrationen eifrig an vorderster Front mitgetrychelt. Sie reiste mit ihren Trychler-Freund*innen an, half mit beim Aus- und Einladen der Glocken, organisierte die Verpflegung und half überall mit wo es ging. Frau de la Vega ist keine Randfigur oder eine Mitläuferin, sie ist sehr zentral bei den Trychler*innen integriert und ein volles Mitglied der Organisation.
Es erstaunt daher, dass die brave «Bürgerrechtlerin» in Zürich am 12. Februar 2022 zusammen mit der offen faschistischen Gruppierung Junge Tat unvermittelt eine antifaschistische Demonstration angegriffen hat.
Ihre umgeschnallte Gopro-Kamera entlarvt sie als Teil des Angriffs. Offenbar wollte die faschistische Gruppierung der Gegendemonstration eins auswischen und danach ein Propagandavideo produzieren. Die Neonazis der Jungen Tat wurden aber sofort zurückgeschlagen. Wir freuen uns über Zusendungen über ihren Begleiter (links in Adidas-Hose) welcher auch am physischen Angriff beteiligt war.
In der Person von Frau de la Vega zeigen sich die zwei Gesichter der Freiheitstrychler in aller Deutlichkeit. Vordergründig schön brav, unpolitisch-alternativ sogar, die Glocken läuten für die Freiheit, hintergründig arbeitet man mit Schlägern und Faschisten zusammen, bedroht politische Gegner und Journalisten, verbreitet Nazi-Symbole und greift Personen mit anderen politischen Meinungen mit physischer Gewalt an. Das mag verstörend sein, ein Blick in die Geschichte zeigt jedoch, dass sich auch die frühen Nationalsozialisten in Deutschland erfolgreich als Freiheits- und Friedensbewegung ausgegeben haben.
Frau de la Vega selbst stammt nicht aus einem rechtsextremen Milieu. Im Gegenteil, in der Vergangenheit und höchstwahrscheinlich auch jetzt noch treibt sie sich in linken Kulturzentren wie der “Kulti Wetzikon” und an Outdoor-Goapartys wie z.B dem One Love Festival herum. Erst die Pandemie hat sie offenbar in die extreme Rechte getrieben und auch hier ist sie ein gutes Beispiel, wie sehr das politische Klima aus Hass, Misstrauen, politischer Verschwörung und Nationalismus Menschen in einer Krise nach rechts bewegen kann. Die coronakritische Bewegung ist nicht nur gefährlich, weil sie Nazis anzieht, sie ist vor allem gefährlich, weil sie eine reaktionäre gesellschaftliche Basis schafft, welche die Menschen ganz bewusst in die gewaltbereite extreme Rechte treibt. Ihre Chats und ihre sozialen Medien sind voll von Gewalt- und Rachefantasien aller Art und diese werden immer mehr mit Memes und Inhalten aus der extremen Rechten unterlegt.
Die Freiheitstrychler haben uns aufgezeigt, wie schnell eine durchaus legitime Protestbewegung mithilfe von Patriotismus, Nationalismus, Hass und politischen Verschwörungstheorien in die rechtsextreme Ecke abrutschen kann. Wenn hunderte Demonstrationsteilnehmer blind Gruppierungen wie den Freiheitstrychlern oder der Jungen Tat hinterhertrotten, dann wird es langsam Zeit, dass die Mehrheit der Personen auf den Demos, welche noch keine Nazis sind, langsam die Augen öffnen um zu sehen, wem sie da genau folgen.
Die Bilder von Bern schockierten. Doch das, was am 22. Januar hervorbrach brodelte schon länger. Die fehlende Abgrenzung der ganzen Bewegung nach Rechts führte über die vergangenen Monate zu stetig zunehmenden Zahlen von Teilnehmenden aus verschiedenen rechten und faschistischen Ecken. Auch verschwunden geglaubte Figuren aus dem sehr rechten Spektrum kriechen nun wieder hervor. Ihre Hoffnung: in dieser Bewegung Fuss fassen und sich wieder in Städten blicken lassen können. Wie genau konnte es dazu kommen, und wie tief gehen die Verstrickungen organisierter rechter Kräfte in der Massnamenkritischen Bewegung? Um zu verstehen, was passiert ist, schauen wir den „Sicherheitsdienst“ der an den Demonstrationen auftritt noch einmal genauer an.
Informelle Glockenschützer
Die „Freiheitstrychler“ stellen sich gerne als besorgte Bürger aus der Mitte der Gesellschaft dar, die sich mit traditionellen Werten für die Freiheit der Menschen einsetzen. Bei ihren Auftritten haben sie deshalb immer einen eigenen Sicherheitsdienst dabei. Dieser trägt gelbe Westen und kommuniziert unaufgeregt mit der Polizei und mit anderen Gruppen und sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Genau dieses Image soll vermittelt werden.
Neben diesen öffentlichen, braven Sicherheitsleuten, haben die Freiheitstrychler einen zweiten informellen Sicherheitsdienst, der sie mittlerweile ebenfalls bei jeder Demo begleitet: Die „Männer WG“, über die schon viel geschrieben wurde. Diese Leute sind nicht offiziell als Sicherheitsdienst markiert. Die Mitglieder treten oft mit schwarzen Uniformen und Totenkopf-Emblemen auf. Ihr verhalten als „Sicherheitsdienst“ ist, wie zu erwarten, im höchsten Masse unprofessionell. Ihre Gewaltbereitschaft tragen sie offen nach aussen. Regelmässig werden Leute, die eine Maske tragen, aus Demonstrationen heraus beleidigt und bedroht. Die Freiheitstrychler dulden dieses Verhalten offensichtlich. So auch in Zürich am 8. Januar. Die Freiheitstrychler führten die Demonstration an, doch vor und neben ihnen war gut sichtbar eine Schlägertruppe aus rechten Leuten.
Bern: Nur die Spitze des Eisbergs
Diese gewaltbereiten Personen aus dem rechten Spektrum sind mittlerweile die dominante Gruppe auf den massnahmenkritischen Demonstrationen und führen diese regelmässig an, weil kein Mensch sich gegen sie stellt – so auch am 8. Januar in Zürich. Die eigentlichen Organisatoren von „Bildung für alle“ waren praktisch unsichtbar, und auch ihre Inhalte wurden kaum vermittelt. Die dominante, durchführende, organisatorische Kraft an der Kundgebung, war eine gewaltbereite, nationalistisch-reaktionäre Schutzstaffel, die sich im Schatten der „Freiheitstrychler„ frei ausbreiten konnte. Die „Junge Tat“ ist dabei nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Ihre Anwesenheit an und schlussendliche Übername der Demonstrationen wurde ermöglicht durch die „Männer WG“. Diese koordiniert sich mit ihnen, „für Sicherheitsfragen“, wie sie offen zugeben.
Neonazi-Urgesteine tauchen wieder auf
Die WG ist aber nicht nur für die “Junge Tat” ein einfaches Einfalltor in die Massnahmen-Bewegung. Auch für ältere Neonazis sind sie gute Anknüpfpunkte. Ein besonders prominentes Beispiel ist Stefan Nufer. Als junger Neonazi Ende der 90er trat er öffentlich auf: tattowiert mit einem Hakenkreuz, einem flammenden Keltenkreuz und den Worten “Ehre Treue Vaterland” war er Schlagzeuger für die Schweizer Rechtsrockgruppe “Erbarmungslos». Die Lieder hiessen z.B “Weiss und Stolz” oder “Lieber stehend sterben”. Als er diese «Jugendsünden» hinter sich gelassen hatte wurde er ab etwa zum 2008 Kopf der Skinheadorganisation Patriotischer Ostflügel(POF). Ab 2012 absolvierte eine Karriere als Hammerskin und Blood&Honor-Mitglied. Er behauptete über die Jahre immer wieder, alles hinter sich gelassen zu haben. In Wahrheit wurde er unter seinen Kameraden als “Bullenschwätzer” bekannt, und sein Leben als öffentlicher Neonazi wurde ihm immer wieder mal zu anstrengend. Seine Ideologie ist unverändert, trotz mehreren Karriere-Tiefpunkten bei den Hammerskins. Er treibt er sich immer noch bei der Hardturmfront, einer rechten GC-Fankurvengruppierung herum, wo er ein gewisses Ansehen geniesst. Jetzt wittert er in der «WG» ein neues Betätigungsfeld. Nachdem er sich auf Facebook beim Gründungsmitglied Martin Hofmann, der in Böbikon wohnt, eingeschleimt hatte tauchte er in Zürich mit einer Gefolgschaft von 4 jüngeren Männern auf, die wohl der GC-Kurve angehören. Ausserdem wurde er begleitet durch 2 Frauen, die im Dunstkreis der WG aktiv sind, einem weiteren WG-Mitglied sowie von Diego Dettling, einem Kandidaten für die Massnahmenkritische “Freie Liste”. In Bern am 22. Januar war Nufer schon wieder an der Neonazi-Front dabei, neben Manuel Bertozzi dem bekannten Blood&Honor Kadermitglied.
Ein früherer B&H Kollege von Nufer, Michi Kurz, war auch an der Demo in ZH am 8.Januar und gleich darauf in Schaffhausen am 15. Januar, beides mal als Teil der “WG”. Mit Schweizerwappen auf dem Hals und einer Triskele auf dem Handrücken macht er keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Im Januar 2013 war er in Huttwil BE in einen rassistisch motivierten Angriff involviert, wofür er sogar strafrechtlich verurteilt wurde. Michi hat sich bis jetzt nicht gerade durch strategisches Geschick hervorgetan. Er ist in der Neonazi-Szene als Ratte bekannt, da er sich 2012 von den Hell’s Angels anwerben liess, obwohl er schon bei Blood&Honor war. In der gleichen Zeit war er kurz Doppelmitglied in den Kurven von GC und FCZ. Das kam nicht gut an, und Michi musste in den Thurgau ziehen. Auch er versucht wieder, ans Licht und auf Zürich zu kriechen. Um das zu erreichen ist er seit Zürich regelmässig mit der “WG” unterwegs. Dass seine Ideologie dieselbe wie vor 10 Jahren ist, kann man annehmen. Sein Schweizerwappen am Hals wurde auf jeden Fall seit damals nicht entfernt, sondern durch Runen ergänzt.
Michis Kamerad an der Demonstration in Zürich ist Päde Hofer, ein klassischer Nazi-Skinhead. Im Dezember ist er mit einem “Ehre Treue Vaterland” T-shirt an einer Veranstaltung der Helvetia-Trychler, wo er mit ihren Glocken posiert. Sein rassistisches, nationalistisches Gedankengut kennt man noch von vor 10 Jahren. Damals sah er sich als Teil der Zürcher Skinhead-Szene, diese sah ihn aber als Möglichkeit für eine effektive und einfache antifaschistische Tat, wenn er mit eindeutigen Nazi-Shirts an Konzerten auftauchte. Seit er aufs Land gezogen ist hat man nie mehr etwas von ihm gehört, was auch besser so geblieben wäre.
Zur Gruppe um Michi Kurz stossen immer wieder bekannte Gesichter der Männer WG: Simon Widmer zum Beispiel, der Flat-Earther aus Zürich; Janice Brüngger, der junge Rechtsfluencer aus Solothurn; Ron Regli der Peitschenschwinger aus Zürich oder Marco Eisenlohr der immer alkoholisierte Schlägertyp aus Wattwil. Die WG trifft auch auf Alessandro Bettini, den Hammerskin-Promi aus Italien, der mit dem Junge-Tat-Fan Roman Wüthrich unterwegs war. Wer ausserdem noch als Neuzuwachs auffällt ist Corin Alba, auch “Rinti” genannt. Sie darf als bis jetzt einzige Frau bei der “Männer WG” mitmachen – wo alle anderen Frauen gebeten wurden, auf die Gründung der “Ladies WG” zu warten.
Urgesteine aus der Bewegung finden ihren Weg zur “WG”
Benjamin Chris Weber aus Rüti, der Gründer der “Die Neue Fick-Dich-Partei” ist jetzt auch beim Sicherheitsdienst angekommen. Der Recyclist ist ein Urgestein in der Corona-Leugner*innen-Szene, er organisierte fast im Alleingang viele der ersten Corona-Massnahmen-Demonstrationen im Januar/Februar 2021. Das hatte auch Bussen und Repression zur Folge. Wir beobachten mit Sorge wie ein zuvor relativ normaler Mann innerhalb kurzer Zeit sein Leben ruiniert. Der alleinerziehende Vater steht kurz vor der Ausschaffung nach Deutschland, da seine Aufenthaltsbewilligung nicht verlängert wird. Seine vielen Klagen, Beschwerden, Anzeigen gegen den Bundesrat wegen Nötigung usw. verlaufen natürlich alle im Sand und kosten Geld. Seine “Partei”, die er im Januar 21 gründete besteht hauptsächlich aus ihm und einem weiteren Freund, Roger M. Bieri. So sieht sich Chris als Anführer in einem rechtlichen Feldzug gegen die Schweizer Regierung, angeblich um seine Kinder vor Massnahmen zu schützen. Mit zunehmender Verzweiflung radikalisiert er sich offensichtlich weiter, und versucht sich nun bei der WG einzugliedern. Wir hoffen, dass er nicht zu einer noch ernsthafteren Gefahr für sich selbst und andere wird, als er es schon jetzt ist.
Florian Hofer ist ein weiterer Neuzuwachs für die WG in Zürich. Der Kundenmaurer mit verblasstem Spinnenetz-Tattoo auf dem Ellbogen aus Winterthur fällt schon seit Anfang der Bewegung unangenehm auf. In Telegram-Chats stellt er die Vermutung auf, “Die Antifa” sei von Juden gegründet, und teilt widerliche, antisemitische Bilder. Er ist offener Fan von Attila Hildmann, den er liebevoll “AH” nennt. Er kündet in Chats an, eine Corona-Interventionseinheit gründen zu wollen, bestehend aus jungen Männern die Kampfsport machen. Ein paar Monate später sieht er sich schon als “gut vernetzt für den Krieg”. An einer Demonstration in St.Gallen am 19.Juni 2021 spielt er sich als Sicherheitsmann auf, pöbelt unbeteiligte am Strassenrand an und muss von seinen eigenen Leuten zurückgepfiffen werden. Seine verbale und physische Aggressivität sticht selbst aus der eh schon aufgepeitschten Masse hervor. Am Samstag 8.Januar in Zürich taucht er mit einer WG-Bomberjacke auf, darunter ein Strickpullover mit Runen im Muster. Stefan Nufer begrüsst er mit einem vertrauten Handschlag. Hier hat er also seine Corona-Interventionseinheit gefunden.
Nicht nur einzelne Verbindungen
Hier wird wieder einmal klar, dass die Verstrickungen nach einem Jahr gemeinsam auf der Strasse stehen so tief gehen, dass man sie nicht mehr an einzelnen Knotenpunkten festmachen kann. Die alten und die neuen Neonazis gehen Hand in Hand mit den nicht-ganz-Neonazis und organisieren sich als Sicherheitsdienst an diesen Demonstrationen. Dass es den „Freiheitstrychlern“, nach zwei Volksabstimmungen wohl kaum um die Souveränität des Volkes geht, ist jedem mittlerweile klar. Betrachtet man aber, mit welchen Leuten sie sich organisatorisch zusammenschließen, um ihre Interessen durchzusetzen, dann bekommt man einen guten Eindruck davon, wie ihre neue freie Gesellschaft, welche sie anstreben, in Wirklichkeit aussehen würde.
Am 8.1 in Zürich war der Verein “Bildung für Alle”, die die Bewilligung hatten, nicht sichtbar. Sie liessen bekannte Neonazis in einer Schlägertrupp-Formation vor sich laufen weil die Freiheitstrychler das so wollten, und feierten sich danach für die erfolgreiche Demonstration. Ihre bürgerlichen Forderungen wurden dadurch als Feigenblatt für eine erstarkende antidemokratische rechte Bewegung entlarvt. Um so wichtiger ist es, dieser Bewegung keinen Fussbreit mehr zu gewähren. Jedes weitere Mal, an dem sich diese Leute weiter offen auf der Strasse treffen können, ist ein Mal zu viel.
Ein Instagram-Account namens „Antifa_Outing“ mit zugehörigem Telegram-Kanal hetzt gegen die Gegenseite der nationalistischen Massnahmengegner*innen-Bewegung. Dabei werden Journalist*innen und linke Parteimitglieder*innen sowie unbeteiligte Passant*innen als „Antifa“ bezeichnet, um sie zur Zielscheibe rechter Gewalt zu machen. Doch wer betreibt diesen Kanal, und was hat das mit den Freiheitstrychlern zu tun?
Ein dubioser Kanal:
Mitte Juni 2021 taucht auf Instagram ein neuer Account auf, mit dem Namen: “Antifa-Outing”. Der Account kommt aus den Reihen der nationalistischen Massnahmengegner*innen. Er wurde nach der bewilligten Demonstration der Virus-Meute am 12. Juni 2021 in Luzern aufgeschaltet, an der, wie u.A in unserer vorhergegangenen Publikation aufgezeigt, eine grosse Gruppe Neonazis als Sicherheitsdienst anwesend war, die friedliche Gegendemonstrant*innen tätlich angriff.
Der Fokus des Accounts liegt trotz dem Namen nicht bei der Antifa. Die Inhalte bestehen vielmehr aus einer generelle Hetze gegen alle die es wagen, sich öffentlich gegen die sogenannte „Freiheitsbewegung“ der Massnahmegegner zu äussern. Mitglieder*innen der SP, Journalist*innen, Feminist*innen: alles wird zum Feind gemacht, alles was nicht ins rechts-nationale Weltbild der Freiheits-Schwurbler passt muss bekämpft werden, auch mit Gewalt. Menschen, die am Rand der Demonstration ihre gegenteilige Meinung kundtun werden fotografiert, ins Internet gestellt und offen bedroht. Der Betreiber des Accounts behauptet dabei alle möglichen Dinge über Leute, die wahrscheinlich einfach nur am Rand einer Kundgebung eine Maske aufhatten. Er veröffentlicht die Adresse eines alternativen Kulturzentrums in Luzern und ruft implizit dazu auf, dort Gewalt auszuüben. Er lädt Bilder von jungen Gegendemonstrant*innen ins Internet und beschimpft sie sexistisch. Er behauptet ein Journalist von Nau.ch wäre bei der Antifa, um ihn zu einer Zielscheibe rechter Gewalt an den Demonstrationen zu machen. Bilder eines anderen Journalisten lädt er immer wieder hoch, implizit als Aufruf, gegen ihn vorzugehen.
Das passt nicht zusammen damit, wie sich die Massnahmengegner*innenbewegung gerne sieht. Die Behauptung verschiedener öffentlich auftretender Vereine wie z.B die Freiheitstrychler des ex-SVPlers Andy Benz oder die angeblichen “Freunde der Verfassung” (ehem. Pressesprecher: Michael Bubendorf) betonen stets eins: Meinungsfreiheit. Sie wollen frei sein, ihre Meinung kundtun, sie wollen zurück zu einer freien Schweiz in der die Grundrechte gewährt sind. Sie geben vor, eine Diskussion mit verschiedenen Positionen führen zu wollen. Doch die Hetze und Bedrohung, die von diesem Account ausgeht hat nichts mit Freiheit, Frieden oder den Grundrechten zu tun. Hier zeigt sich unverhohlen das Bild rechtsnationaler Extremisten, die versuchen ihr zurückgebliebenes Weltbild der Bevölkerung aufzuzwingen und wer es wagt aufzumucken, wird bedroht, oder es passiert noch schlimmeres.
Verbindungen zu anderen organisierten Rechten:
Am 8.September taucht ein Bild der Skandal-Nudel Kurt Pelda im Antifa_Outing-Kanal auf Telegram und auf Instagram auf. Die Unterschrift: “W Tell, [8 Sep 2021 at 19:53:36]: Seit (sic!) wachsam auf den negativ Journalisten Kurt Pelda Er ist unter Euch um negativ zu berichten” Pikant: in einem Tagesanzeiger-Artikel über die Neonazi-Frau Sandra Pesch-Ebert, welche er als “Corona-Demonstrantin mit Kalashnikow” bezeichnet, behauptet Pelda selbst, dass Sandra ihn an der Demonstration in Bern erkannte, kurz bevor das Bild hochgeladen wurde. Welche Verbindung hat also die Faschistin Sandra zu diesem Antifa Outing-Hetzer? Es ist nicht, wie der selbst ernannte Investigativjournalist Pelda insinuiert, einfach ihr Kanal.
Wer ist nun der Betreiber des Antifa-Outing-Accounts. Klar ist, dass er aus der Massnahmegener*Innen-Bewegung kommen muss. Ist es vielleicht einfach nur ein unbedeutender einzelner Mitläufer, wie die Demonstranten die Nazis auf ihren Demos gerne verharmlosen? Oder zeigt sich über diese umtriebige Person, wie bestimmte Gruppen der Bewegung wirklich sind?
Etikettenschwindel der Freiheitstrychler:
Antifa-Outing wird vom Freiheitstrychler Peter Schmid betrieben. Man kann dank seinem grossen Mitteilungsbedürfnis davon ausgehen, dass seine Glocken-Freunde sehr wohl wissen, was er so treibt. Peter Schmid ist am 12.Juni in Luzern, er läuft vorne mit, mit Trycheln auf den Schultern, mit dem Hemd der offiziellen Freiheitstrychler. Als im Sommer 2021 die Zahlen der Demoteilnehmer*innen einbrechen übernimmt er zusätzlich einen zweiten Job: Sicherheitsdienst gegen Andersdenkende, vor Ort, mit der bekannten Faschistin und Nationalsozialistin Sandra Pesch-Ebert zusammen. Sie kennen und mögen sich offenbar, vielleicht haben sie sich an einem rechten Stammtisch im Luzerner Oberland wo beide wohnen kennengelernt. Den Sicherheits-Job macht er in St.Gallen am 19.Juni, und in Kreuzlingen am 26.Juni. Am 31.Juli in Luzern ist er dann wieder an den Trychlen. Dazwischen liegen ein paar sogenannte “Outings” seiner Seite, z.B die eines SP-Politikers, oder des Blick-Journalisten Fabian Eberhards. Hier zeigt sich, wie die Freiheitstrychler auf der Strasse mit bekannten Faschisten zusammenarbeiten, und wie sie gleichzeitig im Netz ihre vermeintlichen oder realen Gegner*innen bedrohen und verunsichern. So verwundert es dann auch niemanden, wenn sie sich wie am Samstag den 15. Januar `22 in Schaffhausen geschehen, gerne von der Deutschen Nationalsozialistin Sandra-Pesch-Ebert am Fronttransparent anführen lassen, obwohl mehrere Artikel auf sie und ihr einschlägiges Gedankengut hingewiesen haben. Es ist klar, dass diese Bewegung willig und wissentlich den Neonazis hinterhertrottet.
Bestens in die Bewegung integriert:
Der 48-Jährige Schmid ist hoch aktiv. Er versucht im Juni z.B einen Auto- und Traktorenkorso in Luzern zu organisieren, der keinen Erfolg hat, und gründet diverse massnahmenkritische Chats, unter anderem für ÖV-Mitarbeitende. An der ersten Donnerstagabend-Demonstration in Bern ist er auch anwesend. Seinen Antifa_Outing Kanal betreibt er weiter, unter anderem postet er eine Grafik, in der ein SS-Totenkopf zu sehen ist und der Spruch: “Love Your Nation, Hate Antifa”. Im Netz werden Leute bedroht und Nazimörder verherrlicht, auf den Demos arbeitet man mit Nazis und Faschisten eng zusammen und trägt dann nur ein paar Tage später wieder das unschuldige weisse Hemd der Freiheitstrychler, um für Meinungsfreiheit und die Grundrechte zu demonstrieren. Leider ist es wohl nicht so, dass die Leute dort nicht sehen was vor sich geht. Alle, die die Augen an diesen Demos offen halten, können sehen, in welche Richtung die ganze Bewegung geht. Nicht weil dort alle Nazis sind, sondern weil dort alle willig den Nazis hinterherlaufen, die sich immer offener an der Spitze der Demos formieren.
Als die Donnerstagsdemonstrationen diesen Herbst in Bern trotz Gewalt der Teilnehmenden immer wieder von der Polizei zerschlagen werden, ruft er als Reaktion dazu auf, noch zahlreicher dorthin zu gehen:
“!! !! !! !! Nächsten Donnerstag
ALLE nach Bern !! !! !! !! Solche
Polizeiexzesse akzeptieren wir
nicht.…..jetzt muss es die Masse
richten !! !! !! !!!! Wir kommen
Herr Nause”
An der bewilligten Demonstration in Zürich am 8. Januar läuft er wieder brav vorne mit, als weisshemdiger Trychler. Zuletzt sehen wir Peter auf einem Gruppenbild der Freiheitstrychlertruppe, die an die Krawalle in Brüssel gereist ist. Zusammen mit anderen prominenten Gesichtern der Proteste lächelt Peter in die Kamera. Hier sehen wir, wie extrem reaktionäre Menschen freundlich in der Bewegung aufgenommen werden. Er ist sicher ein besonders wichtiges Bindeglied zwischen eher bürgerlich orientierten Menschen und organisierten Neonazis. Leider ist er aber nicht das einzige Bindeglied, und je länger sich diese Bewegung frei auf der Strasse versammeln kann, desto mehr werden es.
Wir erwarten nicht, dass sich die Freiheitstrychler von diesem offensichtlichen Neonazi, der zu illegalen Demonstrationen und Gewalttaten aufruft, distanzieren werden. Im Gegenteil, Peter ist eine perfekte Repräsentation dieser antidemokratischen, reaktionären Gruppierung die sich mit urchigen Bräuchen, die sie falsch ausführen, einen harmlosen Anstrich geben will. Selbst wenn nicht alle der Trychler von seiner Nebenbeschäftigung wussten, ist leider klar, dass sie dieser Artikel nicht zum Umdenken bewegen wird.
Peter Schmid wohnt an der Hubelstrasse 18, in 6012 Obernau (LU).
Geboren ist er am 2.7.1973, seine Telefonnummer ist 079 689 17 48
Falls ihr ein rechtliches Anliegen oder Nachfragen habt, könnt ihr in so kontaktieren
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