Eine Bewegung am Abgrund und der Friedensfallschirm:
Am 11.03 2023 hat die Schwurbel-Gruppe Massvoll zu einer “Friedenskundgebung” eingeladen. Für Massvoll Chef und Szene-Guru Nicolas A. Rimoldi, ist das Eis in letzter Zeit immer dünner geworden. Zwar ist Rimoldi der festen Überzeugung, für das Volk zu sein, das Volk will aber einfach nicht für ihn sein. Zwei verlorene Volksabstimmungen belegen das eindeutig, und mit Zwängerei kommt nun ein weiteres chancenloses Referendum gegen Massnahmen, welche nicht existieren, vors Volk. Die ehemalig grosse Bewegung hat sich mehrfach gespalten und massiv verkleinert.
Rimoldis Plan, sich aus der Krise zu befreien scheint jedoch klar zu sein. Ein Themenwechsel muss her, um die Schwurbel-Bewegung unter der Führung von Mass-voll wiederzubeleben. Das Thema „Frieden“ wurde von Neonazis in Deutschland schon erfolgreich für ihre sogenannten Mahnwachen benutzt, um neue Erfolgserlebnisse zu haben, warum also nicht auch in der Schweiz anfangen?
Siegessicher verkündete er nach der Kundgebung vom Samstag, an der etwa 1000 Leute anwesend waren, dass der 11.3 die Friedensbewegung in der Schweiz neu gegründet hätte. Selbstverständlich sieht er sich an der Spitze dieser angeblich neuen Bewegung. Schaut man sich die Teilnehmenden an, versteht man was er damit meint.
Neu Gegründete Friedensbewegung: Alter Wein in altem Schlauch
Generell war diese Friedensdemonstration ein Klassentreffen der Schwurbler*innen. Sie konnten wenige neue Menschen für ihren Putin-Fanclub gewinnen und blieben weitgehend unter sich. Auf der Bühne wurde genauso viel über Massnahmen wie über Frieden gesprochen. Besonders sichtbar war die gleichbleibende Kundschaft bei den Menschen, die Sicherheitsdienst an der Kundgebung leisteten.
Der Sicherheitsdienst an der Massvoll-Kundgebung wurde zur Ausnahme nicht ausschliesslich von einem alkoholisierten rechten Mob gewährleistet, sondern hauptsächlich von einem professionellen Sicherheitsdienst der Firma Titan Security aus Bern. Zusätzlich war aber auch der ehemalige, von rechtsextremen Figuren geprägte Schwurbel-Schlägertrupp “WG” vor Ort (wir haben hier darüber berichtet). Mit Rimoldis Friedensdemo sind auch sie wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Sie wirkten an dieser Veranstaltung so unprofessionell wie eh und je. Braucht es zur Polizei und der privaten Sicherheitsfirma dazu noch die WG, die mit ihrem dilettantischen und aggressiven Auftreten eigentlich vor allem Unsicherheit erzeugt? Die Antwort ist einfach: Nein.
Warum waren sie also dort? Einer der Hauptfiguren der Trychler-Security, der sonst ausschliesslich im gelben Westchen auftaucht war nun in vollem WG-Outfit. Andy Benz, der Markeninhaber der Freiheitstrychler, betrat zusammen mit Patrick Hurschler (WG) den Bundesplatz. Die Beteiligung der WG war also nicht zufällig und auch nicht spontan, sondern klar ein bewusster Teil der Organisierung. Wo sich die Freiheitstrychler in der Vergangenheit noch zumindest öffentlich von der WG distanzierten, scheuen sich heute offenbar nicht mehr, öffentlich mit bekannten rechten Gruppierungen gemeinsame Sache zu machen.
Maske Runter
Warum werden jetzt also Sinngemäss die Masken abgelegt? Der ganze Schwurbelrest ist seit dem Ende aller Coronamassnahmen nochmals deutlich nach rechts gerutscht. Gemässigte Schwurbler*innen, denen es wirklich um ihre KMU’s ging sind nun zurück in ebendiesen, abgeschreckt oder gelangweilt. Übrig bleiben diejenigen die Neonazis und ihre Vision einer Gesellschaft gut und aufregend finden. Das haben fast alle bemerkt und verhalten sich auch so: Die Freiheitstrychler*innen rufen gemeinsam an Kundgebungen Nazionalsozialistische Kampfrufe, wie am 11.03 geschehen <Link> und bekannte Gesichter aus der Schwurbelszene (wir haben hier berichtet) arbeiten mittlerweile offen mit Faschist*innen zusammen um rassistische Demos gegen Asylheime zu organisieren.
In so einem Umfeld kann sich nun auch die WG wieder blicken lassen. Dass Rimoldi dieses Treiben gutheisst, ist nicht überraschend denn er braucht den rechten Rand der Schwurbelbewegung um relevant zu bleiben, seine „Friedens“-Anlässe durchzuführen, und sich selbst als neuer Führer dieser neuen/alten Bewegung zu inszenieren. Die gemässigten Parteien und Vereine (sofern sie noch existieren) werden dagegen nichts unternehmen, denn wenn Rimoldi mit seinen rechtsextremen Seilschaften die Bewegung wiederbeleben kann, dann klingeln auch bei ihnen wieder die geschrumpften Vereinskassen.
Geldmacherei mit jedem Mittel
Eine der Aufgaben der „Männer WG“ war es, an der Friedensdemo Flyer der Gruppe „Grossalarm“ zu verteilen. Die Gruppe wird unter anderen von Stefan Pfister, dem auch die EDV-Firma „Pfister macht‘s richtig“ gehört, betrieben und versucht Unterstützer*innen zu mobilisieren, sollten Schwurbler*innen oder Reichsbürger*innen in Bedrängnis geraten. Offenbar verbünden sich jetzt auch Pfister und seine Firma mit rechtsextremen Schlägern um ihre politischen und finanziellen Ziele durchzusetzen. Spenden kann man bei grossalarm.ch unter anderem in Unzen Silber, eine beliebte Währung bei rechten Staatsverweigerer*innen.
Junge Tat, Junge SVP
Wie hier berichtet wurde waren auch Mitglieder der Jungen Tat vor Ort. Sie machten sich aber nicht mit Werbematerial bemerkbar: offenbar wollen sie zuerst abstecken ob sie an solchen Veranstaltungen weiterhin willkommen sind. Da sie sich ungestört in der Masse der rechten Schwurbler*innen bewegen konnten und gemäss dem Artikel sogar von der Jungen SVP, namentlich von Carla Anaba Olinga-Holtz der JSVP Dietikon (ZH) unterstützt wurden, werden wir sie sicher bald wieder an einer sogenannten Friedenskundgebung sehen.
Zum Abschluss möchten wir uns wieder bei Chrigi Rüegg, diesmal aber auch bei Remo Hollenstein und Roland Bauer sowie bei der WG selber für ihre flächendeckende Dokumentation der rechten Umtriebe an ihrer eigenen Kundgebung bedanken.